Gefallenengedenken
Gedenken
Das frühe Bild des „Kriegerdenkmals“ in Mühlau zeigt auf 2 Steintafeln die Namen von 44 gefallenen Mühlauern. Die Widmung „Die Gemeinde Mühlau Ihren gefallenen Helden“ und jeder einzelne Name gibt Zeugnis von Entbehrung, Leid und Tod. Fern der Heimat, herausgerissen aus einem normalen Leben und einem Irrsinn geopfert, der bis heute Teile der Welt beherrscht.
Das Gedenken verblasst
Auch dieses Jahr, am Sonntag nach Allerheiligen treten die Mühlauer Vereine an, um ihrer in den Weltkriegen gefallenen Kameraden zu gedenken. Ein Kranz wird niedergelegt, der Marsch „Ich hatte einen Kameraden“ gespielt. Das gesellige Beisammensein danach ist wichtiger Faktor im Dorfleben
Aber: was ist anders ? am Tag nach dem „Kriegergedenken“.
Im Vorjahr haben wir zum anonymen Namen „Alois Frenes“ auf der „Ehrentafel“ des Mühlauer Kriegerdenkmales sein Schicksal – herausgerissen aus seiner Arbeit als Chaufeur der Rauchmühle – bis zu seinem Ende im Kriegsgefangenenlager Beresowka wieder ins Bewusstsein rücken können.
Dieses Jahr erforschen wir das junge Leben und Sterben von „Anton Schnegg“ der im 22. Lebensjahr am 12. Mai 1915 im Kriegsgefangenenlager Krasnojarsk ums Leben kam.
Anton Schnegg wurde am 3. Jänner 1893 als Sohn des Tischlermeisters Anton Schnegg in Mühlau geboren.
Er war Mitglieder der Mühlauer Turnvereins und von Beruf Handelsangestellter
Eingerückt im Jahr 1913 als Jäger im Feldjägerbattalion 27, 4. Kompanie nahm er nach den Angaben seines Bruders Alfons im Gedenkblatt des Tiroler Ehrenbuches von Beginn des Krieges am Feldzug in Russland Teil.
Die Kampfhandlungen des Feldjägerbattallon Nr. 27 der Tiroler Kaiserjähger sind im Buch „Die Tiroler Kaiserjäger im Weltkrieg 1914 – 1918 (Autor Wißhaupt Ernst, Herausgeber Göth), aufgezeichnet. (Online unter Die Tiroler Kaiserjäger im Weltkriege 1914 – 1918 – Oö Landsbibliothek (landesbibliothek.at))
Das k.u.k. Feldjägerbataillon Nr. 27 war Teil des 1914 errichteten XIV. Armeekorps, der 8. Infanterietruppendivision und der 121. Infanteriebrigade. Die Garnison stand in Hall in Tirol.
Der Aufmarsch des XIV Armeekorps war bis 20. August bei Sambor geplant.
Das 1. Regiment wurde am 16 und 17. August in Innsbruck verladen (Marschbataillon am 26 August), und erreichten am 20. und 21. August das Einsatzgebiet in Rudky. Gleich nach Ankunft erfolgte der Marsch bis an das Südufer der Rata. Am 27. August marschierten die Kaiserjäger die ganze Nacht schwer bepackt in Richtung Uhnow und erreichten diesen Ort am 28. August.
Der Divisionsbefehl lautete: 1. Tiroler Kaiserjägerregiment folgt als Reserve beiderseits des des genannten Weges greift falls erforderlich in das Gefecht ein, Feldjägerbattaillon 27 rück nach Dynilka und verwehrt dem dort anrückenden Feinde das weitere vordringen.
Der 121 Infanteriebrigade, bestehend aus dem 1. Regiment der Tiroler Kaiserjäger, dem Feldjägerbattallon Nr 27 und dem beigegebenen Hoved-Infanterieregiment Nr. 12, war am 30. August 1914 der Angriffsraum westlich der Linie Pesadow-Dutrow zugewiesen.
Bei der folgenden Feuertaufe des 1. Regiments hatte das 1. Regiment den Feind aus dem Walde südlich von Tarnozyn verjagt und feldmäßig eingebaute Batterien erbeutet, geschlagen flüchtete das Russische XVII Korps nach Norden zurück, bei der Schlacht bei Komarow trugen die Kaiserjäger am rechten Flügel wesentlich zur Entscheidung bei. Beim Frührapport am 1. September hatte das 1. Regiment ein Drittel (1140 Streiter) seines Bestandes verloren
Am Tag der Verwundung von Anton Schnegg am 7. September 1914 ist im Buch vermerkt:
„Die 8. Division war am 7. September von zwei Divisionen des russischen XXI. Korps angefallen worden und war daher, wenn in Betracht gezogen wird dass ihre Gefechtsstärke durch die vorangegangenen Kämpfe schon stark zusammengeschmolzen waren einer mehr als doppelten Übermacht gegenüber gestanden. Das 1. Regiment verlor 5 Offiziere und fast 200 Mann, 16 Offiziere und 800 Mann wurden verwundet, ein großer Teil der verwundeteten fielen in die Hände der Russen.
Im Buch steht zu lesen: „Wer einen Schuß bekam, blieb bei der Truppe solange er noch humpeln konnte. Gesunde nahmen ihn zwischen sich. Aber man konnte nicht alle Verwundeteten mitnehmen, man musste manchen Kameraden zurücklassen, was kein Tiroler oder Vorarlberger ungerührt sehen konnte. Die Schwerverwundeten wurden in Scheunen zusammengelegt, das notwendige Sanitätspersonal blieb bei Ihnen und geriet mit ihnen in Gefangenschaft”
Der Gefechtsverlust wurde beim 1. ‚Regiment mit 1000 Mann ausgewiesen. “Der Tag von Radostow war wohl einer der unglücklisten gewesen den das 1. Regiment der Tiroler Kaiserjäger im Krieg gegen Russland erlebte”.
Am 15. Oktober 1914 schaltet seine Familie folgende Anzeige in den Innsbrucker Nachrichten:
Weiters ist überliefert dass Toni Schnegg durch ein Schrapnell am 7. September verwundet und am 10. September in Kriegsgefangenschaft geriet. (Gedenkblatt im Tiroler Heldenbuch) In weiterer Folge über Moskau, Nischni-Nowgorod ins Kriegsgefangenenlager Krasnojask verbracht wurde.
- In der Schriftenreiche Nr. 16. des Innsbrucker Stadtarchivs gibt Matthias Egger unter dem Titel „Der Gesundheitszustand des Kriegsgefangenenlagers ließ viel zu wünschen übrig“ Einblick in die „gesundheitssgefährdenden“ Zustände im Kriegsgefangenenlager Krasnojarsk in dem selbst gesündeste Leute massenhaft dahinstarben.
- Im Jänner 1915 brach Flecktyphus unter den Gefangenen aus die Epidemie erreichte Anfang April 1915 ihren Höhepunkt.
- Am 12. Mai 1915 verstarb Toni Schnegg im Kriegsgefangegenlager Krasnojarsk. Sein Tod ist in der Totenliste der Lagers (Aufbewahrt im Stadtarchiv Innsbruck) auf der Seite 48 unter der Fortlaufenden Nummer 615 vermerkt.
- Fotonachweis: Ph-A-24733-18 Stadtarchiv Innsbruck
Der Turnrat des Mühlauer Turnvereines veröffentlichte am 27. August 1915 in den Innsbrucker Nachrichten eine Gedenkanzeige an seine gefallenen Mitglieder
Vierundvierzig Schicksale stehen hinter den aufgezeichneten Namen, die inzwischen mit den Namen der im 2. Weltkrieg Gefallenen ergänzt und auf vier Metalltafeln im erweiterten „Kriegerdenkmal“ nachzulesen sind.
Gefallenengedenken – es gibt zu denken:
- an die sinnlosen Opfer,
- an Entbehrung Leid und Tod,
- an die Vielfalt in unserem aktuellen Leben,
- an die Dinge, die jedem für sich wichtig sind,
- an Rücksichtnahme und Gemeinschaftssinn, damit Intoleranz und Gewalt keinen Platz in unserer Gesellschaft finden.
Unter dem Namen “Gedenken” betreibt die DorfWerkStatt Mühlau ein Projekt bei dem alle Interessierten eingeladen sind zu den Namen auf dem Mühlauer Kriegerdenkmal die Schicksale der Betroffenen zu erforschen und aufzuzeigen.